Gerade in dieser Jahreszeit bestehen die besten Voraussetzungen, das eigene Spiel zu verbessern. Wenn die klamme Wurfhand bläulich schimmert, das nasse Bouletuch brettgleich gefriert und jede zweite Kugel auf dem steinharten Boden verspringt – dann ist es die ideale Zeit, etwas Substantielles für sein Spiel tun.
Schallt der resignierende Satz „Mistwetter! Heute ist nicht mein Tag!“ bereits nach der zweiten Aufnahme über den Platz, dann dürften Sportpsychologen die Ohren spitzen und erfreut an ihre Stundensätze denken. Natürlich liegt in den garstigen Umständen eine riesige Chance – also nicht nur für die Sportpsychologen, sondern auch für uns: Wann besser als jetzt kann man sich aus dem boulistischen Schlamassel herausarbeiten?! Unter übelsten Umständen positiv denken, so lautet das über allem schwebende Motto.
Statt sich aber mit sportpsychlogischen Weisheiten auseinander zu setzen, warten viele lieber auf ein überraschendes Wunder. Letztere soll es ja immer mal wieder geben – und für manche ist es vielleicht einfacher, auf eins zu hoffen, als beharrlich am eigenen Spiel zu arbeiten. Vielleicht läuft die eigene Kugel ja doch irgendwie an das Cochonnet?
Die Hoffnung ist selbstverständlich trügerisch. Dem vermeintlichen kleinen Wunder folgen sofort mindestens sieben völlig vergurkte Kugeln. Vielleicht dämmert dann doch die Erkenntnis: Die aktuelle Jahreszeit ist ganz besonders geeignet, um noch mehr Sorgfalt bei Technik und Taktik aufzubringen, das Donnée noch genauer zu treffen.
Zudem verlieren wir natürlich nicht den Blick aufs große Ganze – und kommen mit unseren Kugeln, mit uns selbst, sowie dem Rest der kugelrunden Welt ins Reine. Sportpsychologie eben! Merke: Je widriger die Umstände, desto mieser Dein Spiel – und das Potential Deiner Steigerungsmöglichkeiten steigt ins schier Unermessliche!
Eine Begründung dafür, warum man das alles tun sollte, willst Du auch noch? Gut, die gibt vermutlich jeder Sportpsychologe gratis: Selbst an „schönen“ Tagen, wenn die Sonne lacht und es eigentlich besser laufen könnte, haben wir diese Tiefs. Genau für solche Situationen kann man jetzt eisenhart lernen – und im lauen Frühjahr davon profitieren!
Die so schön aufgebaute Szenerie scheitert allerdings meist daran, dass Sportpsychologen nicht so blöd sind, sich beim gegenwärtigen Schietwetter auf einen Bouleplatz zu stellen, um Ratschläge zu verteilen.
Wir hoffen also mit aller Kraft weiter auf ein Wunder.